SPÖ möchte ein Mädchenzentrum für die Leopoldstadt
Bezirksvorsteher Alexander Nikolai hätte außerdem gerne ein Hallenbad und eine schnelle Entscheidung der Stadt über einen neuen Mistplatz
Text: Bernhard Odehnal

Ein Mädchenzentrum im Bezirk, sagt Alexander Nikolai, „das wäre schon schön“. Denn gerade in den vielen großen Familien, die in der Leopoldstadt wohnen, fehle den Mädchen ein Rückzugsort. Zum Lernen. Oder einfach, um mal Ruhe von den Brüdern zu haben. Nikolai hätte ein solches Zentrum gerne schon eröffnet. Aber bis jetzt habe die Stadt noch nicht den richtigen Platz gefunden. Dabei „hänge ich den Stadträten eh in den Ohren, dass das ganz, ganz wichtig ist“, sagt Nikolai.
Seit 2020 ist der 55-jährige Sozialdemokrat Bezirksvorsteher der Leopoldstadt. In diesen fünf Jahren hat sich der Bezirk massiv verändert. Die Praterstraße wurde umgebaut, bekam einen breiten Radweg und mehr Grün. Das Nordbahnviertel ist nun fast fertig gebaut – eine kleine Stadt mit fast 20.000 Menschen. Ab September wird sie durch die neue Straßenbahnlinie 12 erschlossen.
Die Leopoldstadt wächst schnell. Was dem Bezirksvorsteher außer einem Mädchenzentrum noch besonders fehlt, ist ein Hallenbad. 110.000 Einwohner und kein überdachtes Bad, das gehe doch nicht, findet Nikolai: „Schulklassen können bei uns keine Schwimmkurse machen und ältere Personen auch nicht. Die müssen alle in den 20., 21. oder 22. Bezirk ausweichen.“ Aber bisher habe er weder den Sport- noch den Finanzstadtrat von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen können.
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Nikolai stammt aus Wien, machte eine Lehre als Koch, wurde Küchenchef in Restaurants mit internationaler Küche. Später wechselte er in ein Kaffeehaus in der Donaustadt, einem Stammlokal für Busfahrer der Wiener Linien. Sie überredeten ihn, den Job zu wechseln. Ein paar Wochen später „hab‘ ich meine Ausbildung begonnen, D-Schein und LKW-Schein gleich dazu“. Seine Lieblingslinie sei der 26 A gewesen, erzählt der ehemalige Busfahrer: „Von Kagran bis nach Groß Enzersdorf. Eine super Tour.“
Ochsentour in der Leopoldstädter SPÖ
Parallel zum Fahrdienst machte Nikolai Karriere in der Personalvertretung. Stieg bis zum Zentralbetriebsrat auf. Weil er in der heute nicht mehr existierenden Busgarage Vorgartenstraße stationiert war, begann sein politisches Engagement in der Leopoldstadt. Und er machte die klassische Ochsentour in der SPÖ: Kassier, Sektionsleiter, Bezirksrat, Geschäftsführer der Bezirkspartei und schließlich: Bezirksvorsteher.
Nun stehen überall im Bezirk die Dreieckständer mit seinem Bild und dem Slogan, den die SPÖ für ganz Wien ausgegeben hat. „Es geht um….“ – in diesem Fall: „…um die Leopoldstadt“. Nikolai findet das einen guten Spruch, weil er alles zusammenfasse: Es gehe um „alles, was vorbereitet ist und dementsprechend weitergeführt werden sollte“.
Schwierige Mobilisierung
Allerdings hat die SPÖ bei diesen Wahlen eher das Problem, dass es um gar nicht so viel geht. Bürgermeister Michael Ludwig sitzt fest im Sattel. Keine andere Partei erklärt wie einst HC Strache ein „Duell um Wien“. Besser drückt die KPÖ die Stimmung mit ihrem Plakatslogan „Ludwig g‘winnt eh“ aus. Nachdem Herbert Kickl lieber auf der Oppositionsbank als im Bundeskanzleramt sitzt, fällt auch die Bundesregierung als Gegner weg.
Die Mobilisierung könnte also schwieriger als bei den vergangenen Wahlen werden. Und was es bedeutet, hat die SPÖ Leopoldstadt schon einmal erlebt: 2016 wurden nach einer Beschwerde der FPÖ die Bezirkswahlen wiederholt. Die geringe Wahlbeteiligung schadete vor allem den Sozialdemokraten. Und die Bezirksvorstehung wanderte für die folgenden vier Jahre von Rot zu Grün.

Das soll nicht noch einmal passieren. Weshalb in der heißen Phase des Wahlkampfs die Stadtverwaltung in der Leopoldstadt auffallend aktiv wird. Die Wiener Stadtgärten laden zum zweitägigen Familienfest in die Freie Mitte, Planungsstadträtin Ulli Sima präsentiert eine Entsiegelung von Betonflächen im Nordbahnviertel. Und auch der Plan zum Umbau des Volkertmarkt wird vorgestellt.
Sein großes Vorhaben für die nächste Amtsperiode sei die Umgestaltung der Taborstraße, sagt Alexander Nikolai. Sie solle zur Einkaufsstraße werden, „in der sich die Menschen wohlfühlen“. Nicht autofrei, denn „das wird nicht funktionieren“. Aber neben den Ladezonen für die Geschäfte müsse es Schattenzonen, Grünraum, Hydranten, Sitzbänke geben.
„Ich bin nie umgefallen“
Keine Lösung hat Nikolai hingegen für eines der wichtigsten Bezirksthemen in diesem Wahlkampf: Bekommt die Leopoldstadt wieder einen Mistplatz? Und wenn ja, wann und wo? Die Grünen werfen dem Bezirksvorsteher vor, er verhindere eine BürgerInnenbefragung zum Mistplatz (Zwischenbrücken berichtete). Nikolai weist das zurück: Das sei eine Rechtsauskunft der Stadt gewesen, weil über den Mistplatz nicht auf Bezirksebene entschieden werde.
Im Bezirksparlament der Leopoldstadt stimmten alle Fraktionen für die Wiedereröffnung des seit fünf Jahren geschlossenen Mistplatzes in der Dresdner Straße. Dazu stehe er, sagt Nikolai, „ich bin nie umgefallen“. Klar sei auch, dass die für den Mist zuständige Magistratsabteilung 48 einen Mistplatz an der Innstraße wolle. Aber über den Beamten gebe es einen Stadtrat und eine politische Verantwortung, sagt der Bezirksvorsteher. „Klar ist: Wir brauchen einen Mistplatz. Punkt“. Nun müsse die Stadt für den geeignete Standort sorgen.
Das Interview mit Alexander Nikolai ist ab sofort bei Nord.Post zu hören.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.