Die KPÖ hofft im Zweiten auf ein drittes Mandat
Bezirksrätin Regina Amer will sich gegen die Wohnungsnot engagieren, das Bezirksparlament empfindet sie jedoch als „Kindergarten“.
Text und Foto: Bernhard Odehnal

Wer ist bei „Links“ und wer bei der KPÖ? Was unterscheidet die beiden Parteien? Und warum kandidieren sie bei den Wahlen sowohl für den Gemeinderat als auch für die Bezirksräte gemeinsam? Diese Fragen zu beantworten, fällt selbst den Mitgliedern des Wahlbündnissens „KPÖ und Links“ nicht immer leicht. Das schafft Raum für Verwirrung.
Zum Beispiel bei Regina Amer. Will man Amer kontaktieren, dann am besten über ihre Mailadresse, die auf @links.wien endet. Aber Amer ist gar nicht bei Links, sondern sitzt für die KPÖ im Bezirksparlament der Leopoldstadt. Sie habe ihre politische Laufbahn bei der damals neuen Bewegungen „Links“ begonnen, erklärt Amer im Gespräch mit „Zwischenbrücken“ und dem Podcast „Nord.Post“. Aber dann sei sie zur KPÖ gewechselt. Warum? „Es gab unüberbrückbare Differenzen“, sagt sie und fügt hinzu, dass die Parteizugehörigkeit doch gar nicht so wichtig sei. „Ich finde es wichtig, dass man nicht daheim sitzt und meckert, sondern dass man aktiv wird. Sonst wird sich nichts ändern“.
NICHTS MEHR VERPASSEN

Aber das „Kommunismus“ im Namen stört sie gar nicht? Schließlich wurden unter diesem Namen Millionen Menschen eingesperrt, gefoltert, ermordet. E seien nicht alle kommunistischen Länder per se schlecht, antwortet Amer. Sie versteht nicht, wieso das K-Wort so stören kann: „Schließlich haben Kommunisten auch für die Freiheit Österreichs gekämpft.“
Soziales Engagement
Regina Armer stammt aus dem Weinviertel und lebt seit 1976 in Wien. Hier zog sie als alleinerziehende Mutter vier Kinder groß. Ihr politisches Engagement begann sie im sozialen Bereich. 2017 gründete sie gemeinsam mit ihrer Tochter einen Verein, der sich für obdachlose Menschen engagiert.
Bei den Wahlkampfthemen arbeiten Links und KPÖ arbeitsteilig. Links agitiert vor allem für mehr Platz und Sicherheit für Radfahrerinnen und Fußgänger. Zuletzt zeigte die Partei durch Aktionen vor Ort, wie gefährlich die neue Kreuzung Taborstraße und Nordbahnstraße für Fußgänger ist. Und wie sehr ein Schutzweg die Autos in der Bruno-Marek-Allee bremsen könnte. Außerdem wurden unlängst illegale Airbnb-Wohnungen in Wien angeprangert.
Auch die KPÖ fokussiert ganz auf das Thema Wohnen. Damit konnte die Partei in Graz den Bürgermeistersitz holen und in der Stadt Salzburg ein starkes Ergebnis einfahren. Dass die Kommunisten in Wien die Erfolgsserie fortsetzen können, gilt jedoch als eher unwahrscheinlich.
Auch Regina Amer spricht von der Wohnungsnot als zentralem Thema ihres politischen Engagements. Sie sieht im 2. Bezirk „immer weniger Wohnungen für Menschen, die es nicht finanziell so dick haben“. Sie findet, es müsste noch mehr gebaut werden, vor allem barrierefreie Wohnungen, denn „wir werden alle älter“. Irgendwann komme der Tag, an dem man ohne Hilfe nicht mal mehr einen Halbstock schaffe.
Wunsch nach konsumfreien Räumen
Von insgesamt 60 Sitzen im Leopoldstädter Bezirksrat hat Links/KPÖ derzeit zwei. Beide Abgeordneten kommen von der KPÖ. Positives ist Regina Amer über die Stimmung im Bezirksparlament nicht zu entlocken. Sie spricht von einem „Kabarett“ und der Streit zwischen Rot und Grün erinnere sie an einen Kindergarten oder an zu Hause, „wenn meine Kinder gestritten haben“. An den Grünen stört sie, dass die „immer nur über Radwege und Radabstellplätze reden“. Und an der SPÖ, dass die regierende Partei die Interessen der Autofahrer in den Vordergrund stelle. Dennoch möchte Amer auch weiterhin im Bezirk politisch tätig sein und hofft auf ein drittes Mandat für ihre Partei, „weil dann hätten wir Fraktionsstärke und könnten uns auch in den Ausschusssitzungen zu Wort melden“.
Persönlich wünsche sie sich für die Leopoldstadt „viel mehr konsumfreie Räume, wo sich die Leute treffen können“, sagt Amer. Außerdem brauche der Bezirk mehr Schwimmbäder und öffentliche Räume, wo sich die Menschen im heißen Sommer abkühlen können“. In anderen Städten werde in diesem Bereich viel mehr getan, sagt die Bezirksrätin der KPÖ: „Und wenn man dann auf Wien schaut – das ist echt deprimierend.“
Das Interview mit Regina Amer ist ab sofort bei Nord.Post zu hören.
Bernhard Odehnal lernte Journalismus bei der Stadtzeitung „Falter“ und war danach als Korrespondent und Reporter für österreichische und Schweizer Medien tätig. 2025 kehrt er mit der Gründung von „Zwischenbrücken“ in den Lokaljournalismus zurück. Er lebt in der Leopoldstadt.