Bezirksvertretungswahl 2025 in der Brigittenau: Wer kandidiert – und wofür?
Am 27. April wird in Wien gewählt – neben dem Gemeinderat auch die Bezirksvertretungen. In der Brigittenau sind dabei 56 Mandate zu vergeben. Sie bestimmen, wer in den kommenden Jahren die Bezirksvorstehung übernimmt und welche politischen Akzente gesetzt werden.
Text: Naz Küçüktekin. Fotos: Bernhard Odehnal

SPÖ: Amtsinhaberin will Kurs fortsetzen
Die SPÖ kontrolliert seit 1945 die Bezirksvorstehung im 20. Bezirk. Derzeit hält sie 27 Mandate und schickt Bezirksvorsteherin Christine Dubravac-Widholm erneut ins Rennen. Seit 2010 ist sie Teil der Bezirksvertretung, war Verkehrssprecherin und später Stellvertreterin von Hannes Derfler, den sie 2023 ablöste.
Wichtige Themen für die SPÖ sind der Zuzug – rund 15.000 neue Bewohner:innen werden im Bezirk vor allem durch das Nordwestbahnviertel erwartet – sowie die Gestaltung des öffentlichen Raums. Dubravac-Widholm will dabei auf Bürger:innenbeteiligung, unter anderem durch das „Mitmachbudget“ setzen.
Zudem will die SPÖ neue „coole Zonen“ im Bezirk schaffen – als Teil eines Hitzeaktionsplans gegen steigende Temperaturen. Am Gelände des Nordwestbahnhofs soll der Startschuss für neue Wohnungen, eine Schule und einen Park erfolgen. Außerdem sollen Sonnenkollektoren auf den Dächern des Bezirks für mehr nachhaltige Energie sorgen.

Grüne: Verkehr, Wohnen, Klima
Die Grünen sind mit acht Mandaten derzeit zweitstärkste Kraft. Spitzenkandidatin ist Barbara Pickel. Sie ist seit 2015 Bezirksrätin und seit 2020 stellvertretende Bezirksvorsteherin. Die Partei fordert unter anderem eine Leerstandsabgabe sowie strengere Regeln für Airbnb und ähnliche Plattformen. Verkehrsberuhigung und Klimaschutz stehen ebenfalls weit oben auf der Agenda. Konkret anvisiert etwa an der Wallensteinstraße, wo die eine Begegnungszone mit schattenspendenden Bäumen, breiten Gehsteigen und sicheren Radwegen geplant ist.
ÖVP: Sicherheit und Nordwestbahnhof im Fokus
Auch die ÖVP kommt auf acht Mandate. Unternehmer Christian Enöckl kandidiert als Spitzenkandidat und legt den Schwerpunkt auf Sicherheit – mit Forderungen nach mehr Polizei, Videoüberwachung und einem Alkoholverbot an U6-Stationen. Er spricht sich gegen den Abbau von Parkplätzen aus und fordert die Errichtung einer Mülldeponie im Bezirk. Weitere Themen sind die Entwicklung des Nordwestbahnhofs und der Umbau der Wallensteinstraße .
NEOS: Bildung, Beteiligung, Digitalisierung
Die NEOS haben derzeit zwei Mandate in der Brigittenau und legen in ihrem Bezirksprogramm 2025 den Fokus auf Bildung, Digitalisierung, Gesundheit, Verkehr und Lebensqualität. Sie fordern ein Bildungszentrum im Norden des Bezirks ebenso wie die Aufwertung der Wallensteinstraße und des Hannovermarkts. Jugendliche sollen über ein Jugendparlament mehr Mitsprache erhalten. Bei der Entwicklung neuer Wohngebiete setzen die NEOS auf flexible Nutzung der Erdgeschoßzonen und auf transparente Planungsprozesse.
Spitzenkandidatin der NOES Brigittenau ist Selma Arapović. Politisch engagierte sie sich zunächst in der Bezirksvertretung der Leopoldstadt, wo sie von November 2015 bis November 2020 als Bezirksrätin und ab März 2019 als Klubvorsitzende der NEOS tätig war. Im Dezember 2023 wurde sie zur Bezirkssprecherin der NEOS in der Brigittenau gewählt. Im März 2025 übernahm sie die Funktion der Klubobfrau des NEOS-Rathausklubs und wurde nach dem Rückzug von Christoph Wiederkehr neue Spitzenkandidatin für die Landtags- und Gemeinderatswahl 2025.
FPÖ: „Gerechtes Wohnen“ und Law-and-Order
Für die FPÖ, aktuell mit vier Mandaten vertreten, kandidiert Laurenz Barth. Die Partei will mehr Polizeipräsenz an Kriminalitätsschwerpunkten wie der Millennium City und der U-Bahn-Station Jägerstraße. Beim Thema Wohnen pocht sie auf Vorrang für Menschen, die im Bezirk leben und arbeiten. Spekulanten und Asylwerber:innen will man ausschließen. Die Neubebauung des Nordwestbahnhofs dürfe laut FPÖ nicht zu einem „zweiten Nordbahnhof“ werden – befürchtet werden Überlastung und fehlende Infrastruktur.

LINKS und KPÖ: Leistbares Wohnungen, demokratische Teilnahme
Spitzenkandidaten von LINKS und KPÖ, die gemeinsam antreten, sind Matthias Kaltenböck und Nathalie Burkowski. Das Bündnis ist für die Zwangsverwaltung von „Horrorhäusern“ und ein Eindämmen von Airbnb, um leistbares Wohnen zu sichern. Auch soll der Mistplatz in der Dresdnerstraße soll wieder öffnen, um das Müllproblem zu lösen. Außerdem fordern sie am Nordwestbahnhof Gemeindebauten sowie einen Radweg in der Wallensteinstraße und Verkehrsberuhigung in der Traisengasse.
In der Bezirksvertretung ist Links bisher mit zwei Mandaten vertreten.
Auch kleinere Parteien dabei
Neben den größeren Parteien kandidieren SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft) und das Team HC Strache, beide derzeit mit je einem Mandat vertreten. Die Bierpartei, die 2020 ebenfalls ein Mandat erringen konnte, tritt 2025 nicht mehr an.
Die Wahl findet am Sonntag, 27. April 2025 statt. Wahlberechtigt sind alle österreichischen Staatsbürger:innen ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in Wien – sowie EU-Bürger:innen bei der Bezirksvertretungswahl.
Naz Küçüktekin hat journalistische Erfahrungen unter anderem bei Kurier, Profil und Biber gesammelt. Sie lebt in der Brigittenau hat mehrere Preise gewonnen, unter anderem den Wiener Journalismus-Gesundheitspreis.